Was
die Medien nicht erzählen, ist die Entstehung der Idee: Wie kommt ein Restaurant auf den Gedanken, eine kulinarische Anthologie umzusetzen? Die Frage ist beinahe überflüssig, mag man denken, es liegt ja eigentlich sehr nahe. Und doch ist der Weg nicht ganz so kurz, wie es auf den ersten Blick scheint. Manchmal braucht man erst jemanden, der einen darauf bringt.
Mit der Idee an sich kam Ricarda D. Herbrand (sie studiert in Jena Geschichte und Germanistik und ist regelmäßig im ANNO 1900 Weimar zu Gast) auf uns zu. Ihr war bei einem Besuch unserer
Webseite aufgefallen, dass die Inhalte zwar vielseitig und historisch interessant sind, die Speisekarte jedoch lediglich eine Auflistung mitsamt der Preise ist. Das sei, sagte sie, doch unpassend und zu langweilig. Warum könne man um die Speisen nicht Geschichten erzählen? Das passe per se zu Weimar und zum ANNO 1900 sowieso.
Recht hat sie! Und die Idee war geboren. Also begannen wir das Konzept zu entwickeln (wir werden das Buch auch gemeinsam herausgeben) und die Kontakte zu knüpfen: zum Jenaer
Lesezeichen e.V. und, teils über ihn, zu den Autoren. Wir besuchten Lesungen in Weimar und entdeckten so z.B. die junge Autorin
Simone Unger, die ursprünglich aus Gera stammt und inzwischen in Hildesheim studiert. Da Ricarda bereits diverse Thüringer Autoren kannte, konnte sie z.B. Matthias Biskupek, auf der Leipziger Buchmesse darauf angesprochen, sofort für die Anthologie gewinnen; ebenso, auf einer Lesung, die Weimarer Lyriker Jan V. Röhnert, Nancy Hünger und Christian Rosenau. Zugegeben: die drei kommen regelmäßig zu uns ins ANNO 1900 - sie wussten also, was sie, zumindest kulinarisch und bezüglich des Ambientes, erwarten würde. Doch ein 15-Gänge-Menü hat unseres Wissens nach noch keiner der beteiligten Autoren erlebt. Auch wir nicht. 15 Gänge waren also für alle eine Premiere - und eine sehr gelungene.
Unser Küchenchef Jens Schmidt war ebenfalls begeistert von der Idee. So hatte er endlich einmal Gelegenheit, wesentlich mehr seines Könnens zu zeigen.. Seine Lehre absolvierte er übrigens bei uns im ANNO 1900. Seit Februar letzten Jahres ist er unser Küchenchef.
Die 15 Gänge hat er natürlich nicht allein meistern können: Mit ihm bereiteten 3 Köche das Menü zu, teils seit 9 Uhr morgens - und das in einer 16qm kleinen Küche!
Der größte Lohn für uns alle war der glückliche, ja fast beseelte Blick der Autorinnen und Autoren, mit dem sie nach diesem langen Mahl nach Mitternacht aus dem ANNO 1900 gingen. (Das mag auch, aber nicht nur an den ausgesuchten Weinen gelegen haben.)
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Das ANNO 1900 existiert in Weimar schon seit 1890 - also seit 118 Jahren. Die bewegte Geschichte ist auf
unserer Website nachzulesen. Von uns geführt ist es seit Januar 1999 - von uns heißt: von Anna Wittig und Sebastian Loy. Von unseren Anfängen im ANNO 1900 werden wir einmal an anderer Stelle berichten - versprochen.